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„…ohne Lore hätten wir es nicht geschafft“ – Leonore Wolters-Krebs wird 85

22. August 2023

Leonore Wolters-Krebs | Foto: privat

Leonore Wolters-Krebs ist noch immer unermüdlich engagiert, den Blick nach vorne gerichtet, hat sie bis heute den Kontakt zur Arbeit, zum Büro und zur Profession der Stadtplaner:innen und Architekt:innen nie verloren. Sie beherrscht die Kunst des Aufhörens, das bedeutet Gehen aber nicht Wegsein, überlassen und mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Wie mir ihre Nachfolger zufrieden erzählen, hat sie aufgehört, ist aber immer noch da. Lore, wie sie ihre Wegbegleiter, Freunde und Freundinnen nennen dürfen, ist am 22. August 85. Jahre alt geworden.

Es lohnt ein Blick zurück auf ihre besonderen Begabungen und nie endende Unruhe. In Dessau geboren, Tochter eines Stadtbaurates, Abitur in Essen, Studium des Städtebaus und der Architektur in Hannover, Arbeit in Wien, Berlin und Dortmund und dann 1972 Coesfeld. Das Büro mit ihrem Mann Friedrich Wolters sollte der Ort werden, von wo aus sie ihre Aktivitäten entfaltete – im Herzen Städtebauerin und die Stadtplanung auf dem Schirm. Lore lehrte zunächst in Wien und später als Vertretungsprofessorin in der Nachfolge von Peter Zloniky in Dortmund und in Münster.

Lore ist seit 1972 BDA Mitglied. Seit 1984 engagierte sie sich in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, arbeitete bis 2012 im Ausschuss für Stadtplanung, dann im Vorstand der AKNW. Sie löste Jochen Kuhn als Vorsitzenden des Ausschusses ab und übergab später den Vorsitz an mich.

Die Architektin und Städtebauerin Leonore Wolters Krebs erreichte 1993 in einem komplexen Diskussionsprozess, den ich mit ihr gestalten durfte, die Stadtplaner und Stadtplanerinnen zu einer eigenen Fachrichtung in der Architektenkammer aufzustellen. Sehr gut erinnere ich mich an unsere Gespräche im Bauministerium, wo es darum ging zu klären, ob denn die zukünftige Profession der Stadtplanung nicht besser bei der Bauingenieurskammer aufgehoben sei. Wir konnten sowohl historisch als auch an den konkreten Fachinhalten überzeugend darstellen, dass Städtebau, Stadtplanung und Architektur sehr enge, untrennbare Verzahnungen aufweisen und dass Stadtplanung quasi nur in Architekturfakultäten oder in Raumplanerstudiengängen mit dem Schwerpunkt Städtebau zu qualifizieren sein würde. Wir hatten es geschafft: Stadtplanung als eigene Fachrichtung mit einer bis heute prägenden Kolleg:innengruppe „Wir Stadtplanerin NRW“ aus BDA, IfR und SRL zu formieren.

Ich behaupte, ohne Lore hätten wir es nicht geschafft, die vielen Akteure, am Anfang eher misstrauischen Architekten „Stadtplanung und Städtebau machen wir schon lange…“, das Ministerium und die Vertreter der Hochschulen zu überzeugen. Das Logo der neuen Stadtplanergruppierung entstand am Esstisch der „Wolters“ in Coesfeld, entworfen hat es im Beisein von Marlene Zloniky, damals Vorsitzende des BDA in NRW, Friedrich Wolters mit einem in Rotwein getauchten Finger.

Ich erinnere mich an ein Zitat von Lore, mit der sie die baukulturelle und gestalterische Rolle der Stadtplanung betonte: „Wie unterschiedlich die Tätigkeiten der Stadtplaner sein mögen: Räumlich-gestalterisches Beurteilungsvermögen ist eine unbedingte Voraussetzung, die wir in der AKNW auch in Zukunft für eine verantwortungsvolle Ausübung des Stadtplanerberufes fordern. Die räumliche Gestaltung ist das sichtbare Ergebnis von Planung.“

Lore hat eigentlich nie aufgehört, sich mit Planung und Städtebau zu befassen, sei es in der DASL (Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, lange Jahre als stellvertretende Vorsitzende) in der AKNW, in der Kollegengruppe, im Stadtplanerausschuss und im sogenannten Sachverständigenausschuss, dem sie bis 2023 angehörte.

Leonore Wolters-Krebs ist eine große Dame des Städtebaus und der Stadtplanung in Nordrhein-Westfalen und wir beglückwünschen Sie zu ihrem Geburtstag und wünschen viel Kraft für das Morgen.

Prof. Rolf Westerheide für den BDA NRW, SRL und WIR Stadtplanerin NRW