© Constantin Meyer, Köln

Wohnhaus Löwersberg, Schwalm-Eder-Kreis

Schwalm-Eder-Kreis

© Constantin Meyer, Köln

Wohnhaus Löwersberg, Schwalm-Eder-Kreis

Preisträger "Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen" 2003-2008 Simon-Louis-du-Ry-Plakette
Projekt
Wohnhaus Löwersberg, Schwalm-Eder-Kreis
Architekt
Reichel Architekten BDA
Bauherr
privat

Das Wohnhaus steht oberhalb eines nordhessischen Dorfes auf einer recht steil ansteigenden Obstwiese, die landschaftstypisch im Übergang zwischen dem offenen Ortsrand und bewaldeten Hügeln liegt. Die Gestaltung des Gebäudes spiegelt dem Ort angemessene, traditionelle Formen, Elemente und Materialien wider: Fensterläden, Satteldach, Putz, Holz und Naturstein. Es kommt dabei jedoch weder historisierend noch neoromantisch daher, sondern zeigt sich erkennbar modern mit einer eigenen geometrischen Ordnung und Formensprache.

Das massiv gebaute Wohnhaus strahlt Beständigkeit aus und nimmt so Bezug auf traditionelle Bauten, die über Jahrhunderte Wind und Wetter trotzen. Es zeigt sich als archetypischer Baukörper ohne Dachüberstand und Blechdetails, dafür aber mit starken Wänden – erkennbar an den tiefen Laibungen – und kleinen Fensteröffnungen, die durch Läden verschließbar sind. Die werkgerechten, einfachen Details formen ein klares Erscheinungsbild.

Der massive Baukörper besteht durchgehend aus verputztem Ziegelmauerwerk. Der hölzerne Erker ist angehängt und mit Schattenfugen vom Mauerwerk getrennt. Die hochporosierten, 36,5 Zentimeter starken Mauerziegel der Wände machen zusätzliche Dämmung überflüssig. Im Winter sorgen sie für geringen Energieverbrauch; im Sommer hält die große Speichermasse das Haus kühl. Die durchgehende Mauerwerkskonstruktion bietet außerdem einen einheitlichen Putzgrund, der der Festigkeit des Außenputzes zugutekommt. So konnte auf eine handwerkliche Putztechnik – einen groben Kellenwurfputz – zurückgegriffen werden, die dem soliden Charakter des Hauses entspricht. Im Kontrast zur körnigen Struktur steht der glatte Faschenputz um die Fensteröffnungen, der die Ordnung der Fenster unterstreicht und ein eigenes geometrisches Muster bildet.

Juryurteil:

Die Arbeit beweist, dass sich kostengünstiges Bauen auch mit einem hohen gestalterischen Anspruch vereinbaren lässt, wenn engagierte Architekten beteiligt werden. Trotz absoluter Sparsamkeit wurden die Details fein und konsequent ausformuliert und sorgfältig umgesetzt. Das Haus überzeugt auch durch seine präzise Anordnung auf dem Grundstück und die einfache, kompakte Form, deren klare Struktur sich im Inneren wiederfindet. Bemerkenswert ist schließlich die Außenwirkung der feinschichtig gestalteten Holzfassade.